Nachhaltig inklusiv!? – Housing first!

Anfang November gab es mal wieder einen „Spatenstich“ mit der üblichen medialen Inszenierung: Menschen, die ausnahmsweise mal einen Spaten in die Hand nehmen, um den extra für sie aufgeschütteten Sand ein bisschen für die Presse zu bewegen. Anlass war ein neues Obdachlosenheim im Industriegebiet-Nord, das als Ergänzungsbau zum bereits dort bestehenden 2016 eröffnet werden soll. Der Neubau soll 32 Menschen beherbergen und kostet 2 Mio. Euro.

Auffällig bei der ganzen Berichterstattung ist, dass nicht erwähnt wird, dass im Gegenzug die Unterkunft in der Elsässerstraße aufgegeben wird. Von der Botschaft „32 zusätzliche Plätze“ müssten die wegfallenden also noch abgezogen werden. Ein bekanntes Phänomen: Es werden so und so viele neue Wohnungen gebaut, dass dafür aber bezahlbarer Wohnraum abgerissen und teurer neu gebaut wird, wird verschwiegen.

Darüber hinaus ist es erhellend, dass die Stadt scheinbar das eigene Ziel der „Dezentralen Wohnversorgung“ aus dem Blick verloren hat und erneut Millionen in den Bau von zentralen Unterkünften investiert.
Housing first – als Inklusionsansatz

In der Stadt wird nun ein Aktionsplan ‚Inklusives Freiburg‘ diskutiert, hierbei könnten gerade auch in der Wohnversorgung andere Akzente gesetzt werden.

So ist dort zu lesen: Inklusion heißt für Freiburg, „dass alle Mitglieder der Gesellschaft von Anfang an und in allen Bereichen gleichberechtigt zusammenleben und selbstverständlich in ihrer Unterschiedlichkeit akzeptiert werden. Voraussetzung dafür ist eine Gesellschaft, die allen Menschen zur Teilhabe offen steht, also inklusiv ist.“ (Gemeinderatsbeschluss 12.11.2013)

Wie ein Wohnheim in einem Industriegebiet am Rande der Stadt einen Beitrag hierfür leisten soll, ist fraglich. Besonders auch, weil Menschen im Sozialhilfebezug die Inklusion in die Stadtgesellschaft durch verwehrte Mobilität verunmöglicht wird. Der Gemeinderat weigert sich weiterhin ein Sozialticket einzuführen.

Ein Ansatz aus der US-amerikanischen Sozialpolitik scheint den Weg nach Freiburg noch nicht gefunden zu haben: „Housing First“. Eine eigentliche Selbstverständlichkeit ist hier zum Ansatz einer neuen Sozialpolitik im Umgang mit Obdachlosigkeit geworden. Statt auf ein System von Notunterkünften und vorübergehender Unterbringung zu setzen, wo die „Wohnfähigkeit“ erprobt werden soll, wie es derzeit der Fall ist, steht die eigene mietvertraglich abgesicherte Wohnung im Mittelpunkt: Erst die Wohnung und ein stabiles Umfeld, um dann die vielleicht darüber hinaus bestehenden Dinge anzugehen. Der Erfolg zeigt sich in weniger Obdachlosigkeit und einem Mehr an Menschenwürde.

Housing First heißt Inklusion statt neue Exklusion zu bauen!
Abschiebungen inklusive!

Es scheint aktuell die Lösung zu sein, generell auf zentrale Lösungen und Sonderbehandlung statt auf Wohnraum für Alle und Gleichbehandlung zu setzen.

So auch in der Frage der Unterbringung von Geflüchteten. Dort steht mit der Landeserstaufnahmestelle für Flüchtlinge (LEA) eine zentrale Lösung im Mittelpunkt, die hochgradig ausschließend ist, und das nicht nur aufgrund des hohen Zauns um die derzeitige Polizeiakademie. Die Voraussetzung, dass Freiburg allen Menschen zur Teilhabe offen steht, ist nicht gegeben. Denn diese Menschen werden nur für kurze Zeit in Freiburg sein, bevor sie auf andere Gemeinden verteilt werden. In Freiburg können sie nicht mehr bleiben. Die Stadt ist von der Pflicht, Flüchtlinge dauerhaft aufzunehmen befreit.

Geht es nach dem Willen des grünen Politikers Fritz Kuhn (OB Stuttgart), soll aus den LEAs fleißig in die zuvor im sog. Asylkompromiss als „sicher“ eingestuften Staaten abgeschoben werden. Die von RDL gestellten Fragen nach Befreiung von der Verantwortung für langfristige Flüchtlingsaufnahme und Abschiebungen aus der LEA findet Salomon „bescheuert“.

Freiburgs inklusive Ausgrenzung!