Kommentar: „Sozialtourismus“

Es vergeht kein Monat, in dem nicht die nächste sozialchauvinistische Kampagne durch die Medien getragen wird: Sarrazin und seine Thesen, die faulen Griechen/Arbeitslosen, die Wohnungslosen, die Flüchtlinge, oder mit Beharrlichkeit die CSU: „Wer betrügt, der fliegt.“
Das „Betrügen“ zielt dabei weder auf ArbeitgeberInnen oder VermieterInnen ab, die die Not der Menschen ausnutzen und sie ausbeuten, noch auf ein Wirtschafts- und Gesellschaftssystem, das alles und jeden in ein Konkurrenz- und Kapitalverhältnis setzt.

„Einen braucht der Mensch zum Treten,
einen hat er immer, der ihn tritt.
Zwischendurch verbringt er seine Zeit mit Beten,
und ansonsten läuft er irgendwo mit.“

Nein, es zielt auf diejenigen, die in der kapitalistischen Konkurrenz nicht mithalten können! Auf sie wird nochmals eingetreten, um die eigene Überlegenheit erneut zu demonstrieren und den sozialen Ausschluss zu bekunden.
So ist es auch nicht verwunderlich, dass das Unwort des Jahres 2013 „Sozialtourismus“ wurde.
„Dies diskriminiert Menschen, die aus purer Not in Deutschland eine bessere Zukunft suchen, und verschleiert ihr prinzipielles Recht hierzu“, so die Begründung.

„Einen braucht der Mensch nun mal zum Treten,
und statt daß er sich mal selber tritt,
zieht er lieber noch mit Pauken und Trompeten
alle anderen in seinen Abgrund mit.“ (Konstantin Wecker)

Ein weiteres Unwort wurde treffenderweise auch das verschleiernde Begriffspaar Arbeitnehmer/-geber: Denn „wer die Arbeit leistet/gibt/verkauft, wird zum Arbeitnehmer degradiert – wer sie nimmt/bezahlt und von ihr profitiert, zum Arbeitgeber erhoben.“