Chance nutzen: Wohnen statt Lager!

Der Ausbau der Festung Europa, das Sterbenlassen von Flüchtlingen im Mittelmeer, die dreckigen Deals und die Zusammenarbeit mit der Türkei, Ägypten, Libyen etc. sind skandalös und zeigen, dass die Menschenrechtsrhetorik Deutschlands und der EU zutiefst heuchlerisch ist.
Diese menschenverachtende Politik wurde vorbereitet durch die allgegenwärtige Rede von einem Notstand. Was brachte diesen angeblichen Notstand besser zum Ausdruck als die „Notunterkünfte“, die Lager, die plötzlich in jeder Stadt aus dem Boden schossen? Jetzt, wo die Grenzen der EU wieder dicht sind, offenbart sich deren Funktion noch deutlicher: Sie bleiben stehen, obwohl jetzt nicht mehr so viele Menschen unterzubringen sind, denn ihr Zweck war und ist nicht die Unterbringung, sondern die Abschreckung. Es ist überfällig, sie zu schließen – und dauerhafte Sozialwohnungen für alle bauen!

Entwicklungsland Baden-Württemberg
Eine Studie von Pro Asyl mit einer Statistik für das Jahr 2013 zeigte: Baden-Württemberg ist Schlusslicht! Nämlich bei der Unterbringung von Geflüchteten in Wohnungen. 2013 betrug die Wohnungsquote im hier 33,5 Prozent, in Schleswig-Holstein dagegen über 90 Prozent. Prozentual dürften nun die meisten Bundesländer noch schlechter abschneiden als 2013.Die geringe Zahl ist nicht zufällig. Besonders die im hiesigen Südwesten beliebten Lager dienen nicht der Aufnahme, sondern der Abschreckung und Kontrolle von Flüchtlingen.
„Die Buschtrommeln werden in Afrika signalisieren: kommt nicht nach Baden-Württemberg, dort müsst ihr ins Lager“, so begründete Lothar Späth Anfang der 1980er Jahre die Einführung von Sammellagern. Der hier zutage tretende Rassismus ist leider quer durch die Gesellschaft und die politischen Parteien wieder en vogue.

Wie bekämpft man den Rassismus?
Nicht indem man Flüchtlinge in Zelten und Containern unterbringt, ihnen die Möglichkeit nimmt, selber für sich zu kochen, einzukaufen etc. und indem man hohe Zäune um die Lager stellt und diese mit Securitys „beschützt“. So brandmarkt man Menschen als etwas, das nicht zur Gesellschaft dazu gehört und leistet dem Hass der Flüchtlingsfeinde Vorschub. Wollen wir den Rassismus bekämpfen und zeigen, dass wir bereit sind, Flüchtlinge wirklich willkommen zu heißen, müssen wir Begegnungsräume schaffen und ihnen die Möglichkeit bieten, unter uns zu wohnen.

LEA gegen Flüchtlinge schließen!
Die inzwischen relativ niedrige Anzahl von Flüchtlingen, die derzeit in der Freiburger Erstaufnahmeeinrichtung leben müssen, würde es einfach machen zu sagen: Wir schließen das Lager, wo Menschen keinen Platz zum Leben haben, sich nicht selbst versorgen können, wo der Datenschutz ein Fremdwort ist; wir schließen die Erstaufnahmeeinrichtung in der Lörracher Straße, nehmen Abstand von den Plänen, die Polizeiakademie für eine LEA zu nutzen und geben dem vom Netzwerk „Recht auf Stadt“ in der Vergangenheit beworbenen Konzept eines sozialen, solidarischen Stadtteils von Unten eine Chance!

Solidarisches Stattquartier statt Sammellager!
Dieses Stattquartier Schildacker könnte mit dem Mietshäusersyndikatsmodell dauerhaft bezahlbaren Wohnraum schaffen. Es würde Menschen auf Freiburgs überfüllter Wohnungsnotliste, GeringverdienerInnen, Erwerbslosen, Flüchtlingen und auch Familien, die sich Freiburg nicht mehr leisten können und sonst gezwungen wären, ins Umland zu ziehen, eine Chance bieten.
In einem solchen Quartier könnten wir uns treffen, uns gegen aufgezwungene 1€-Jobs wehren, die Geflüchtete und Erwerbslose gleichermaßen betreffen, können gemeinsam generell für höhere Löhne kämpfen und so unseren Beitrag dazu leisten, dass Deutschland mit seinen niedrigen Lohnkosten nicht mehr fortgesetzt südeuropäische Wirtschaften kaputt konkurriert und neue Gründe für Auswanderung schafft.
Wir könnten uns auch einfach nur kennenlernen, bereichern und feststellen: Das Problem ist nicht mein neuer Nachbar Mehdi, sondern unser gemeinsamer Chef Otto, der uns ausbeutet und wiederum vom Chef des Mutterkonzerns Heinrich unter Druck gesetzt wird.
Kurzum: Im Stattquartier Schildacker könnten wir ein sozialeres, solidarischeres Zusammenleben entwerfen!