Dietenbach: Wald erhalten und 100 % sozial bauen

Seit langem gibt es im Langenmattwäldchen zwischen dem Rieselfeld und dem geplanten Neubaustadtteil Dietenbach eine Besetzung, um den Wald vor der Abholzung zu schützen. Es könnte sein, dass sie schon geräumt ist, wenn Ihr diese Zeilen lest, oder sie alsbald geräumt wird. Jetzt werden einige denken: Die paar unverbesserlichen linken Hippies spinnen doch, es geht doch nur um ein paar Bäume.
Das verkennt aber die Bedeutung der Auseinandersetzung. Wenn wir es noch nicht einmal in Freiburg schaffen, eine Stadt- und Raumplanung zu machen, die sich der Klimakrise bewusst ist, wo dann? Leider vermitteln die Akteur:innen in Stadtverwaltung und Gemeinderat eher, zur Beton- bzw. Weiter-so-Fraktion zu gehören.
So wird dem Aktionsbündnis „Hände weg vom Dietenbachwald“ nicht zugehört. Das Bündnis macht immer wieder darauf aufmerksam, dass es für die Straßenbahnanbindung wie für die Gasleitung zum neuen Stadtteil Alternativen zu den bisherigen Planungen gäbe, die deutlich mehr Wald schonen würden.
Doch in der Green City scheint das kein Argument zu sein. Im Wettbewerb hat ausgerechnet der Plan für Dietenbach gewonnen, für den am meisten Bäume gefällt werden müssen.
Angesichts zunehmender Hitzesommer sollte es eigentlich jedem klar sein, dass ein Wald zwischen dem Rieselfeld und Dietenbach aufgrund der kühlenden Funktion für die Bewohner:innen von unschätzbarem Wert ist. Auch klar sollte sein, dass ein so alter Baumbestand wie im Langenmattwäldchen nicht einfach mal so durch ein paar Baumpflanzungen im neuen Stadtteil zu ersetzen ist. Ja, Sportplätze sind eine gute Sache, aber ist es angesichts der Klimakrise wirklich zu rechtfertigen, für Sportplätze Wald zu roden? Bei 30 Grad + x ist der Wald wohl auch zum Sporttreiben der deutlich geeignetere Ort. Von der Artenvielfalt ganz zu schweigen. Ganz besonders ärgerlich wird es, wenn man berücksichtigt, dass ein Teil des Waldes für sogenannte Townhouses, also Eigentumswohnungen, gefällt werden soll. Um ein paar privilegierte Bürger:innen mit teurem Wohnraum zu versorgen, Wald roden und das in der Stadt, die sich Green City schimpft. Hört der Mist nicht irgendwann mal auf? Bauflächen sind keine nachwachsenden Rohstoffe. Wir sollten uns im Sinne der Nachhaltigkeit ganz genau überlegen, was wir mit den vorhandenen Flächen anstellen. Eigentumswohnungen sind sicher nicht das, was wir in Freiburg brauchen. Es sind Sozialwohnungen, die fehlen. In Baden-Württemberg liegt die Einkommensgrenze (brutto) für einen Wohnberechtigungsschein aktuell bei Ein- oder Zweipersonenhaushalt bei 52.700 € im Jahr, für 3 Personen bei 61.700 €. In Freiburg hätte somit relativ sicher über die Hälfte der Bevölkerung Anrecht auf eine Sozialwohnung, die es aber kaum gibt. 50 % sozialer Wohnungsbau, um die schon gerungen wird, sind für Dietenbach keinesfalls ausreichend. Da private Investor:innen grundsätzlich nicht auf Profit verzichten, sondern immer die höchstmögliche Miete nehmen, enden alle Wohnungen, die keiner Mietpreisbeschränkung unterliegen, im Luxuswohnen.
Würden also in Dietenbach etwa 3000 viel zu teure Wohnungen entstehen, müsste man im Nachhinein festhalten, dass die Vernichtung von wertvoller Ackerfläche nicht hätte stattfinden sollen. Denn selbst wenn viel Fläche aktuell mit Maismonokultur o.ä. bepflanzt ist, ändert das nichts daran, dass die Böden in der Rheinebene sehr fruchtbar sind und möglichst wenig zusätzlich versiegelt werden sollten. Die Weichen werden jetzt gestellt. Ist die Fläche erst einmal versiegelt, ist der fruchtbare Boden wohl auf Dauer futsch, genauso ist es mit dem Wald. Wer nachhaltig handeln will, würde lieber jetzt Schulden aufnehmen, um in Dietenbach dauerhaft 80 % sozial- und 20 % mietpreisgedämpften Wohnraum zu errichten, würde möglichst dicht bauen, um mehr Wald und mehr Ackerfläche zu erhalten und würde im Sinne einer vernünftigen Regionalplanung sich mit den Umlandgemeinden zusammensetzen um Vereinbarungen zu treffen, dass auch dort endlich der sinnlose Bau von Eigentumshäusern auf der Grünen Wiese aufhört.