STADT-FÜR-ALLE-NACHRICHTEN (05/06 – 2012)

MIETRECHTÄNDERUNGEN
Die Bundesregierung hat am 23. Mai das  Mietrechtsänderungsgesetz auf den Weg  gebracht. Das Gesetz bedeutet laut ersten  Analysen vor allem eine Stärkung der  VermieterInnen. So soll bspw. bei energetischen Modernisierungen für bis zu drei Monate keine Mietminderung mehr  möglich sein und die Begründungsanforderungen für Modernisierungsmaßnahmen werden gesenkt. Auch fristlose Kündigungen und Räumungen sollen in einigen Punkten erleichtert werden; u.a. um  gegen das Schreckgespenst „Mietnomaden“ vorzugehen. Was an diesem medial  verbreiteten Problem von Mietprellern  tatsächlich dran ist, lässt sich bisher aber  wissenschaftlich-statistisch nicht belegen. Das Mietrechtsänderungsgesetz  wird nun als nächste Instanz in die parlamentarische Lesung gehen. (RaS)

GUTLEUTMATTEN –  BAUKONZEPT VORGESTELLT,  VERMARKTUNG AB ENDE DES  JAHRES
Freiburgs neuestes „Vorzeigebaugebiet“  (BZ) am Haslacher Ende der Eschholzstraße, wo sich früher Kleingärten befanden, soll eine Mischung aus konventionellen Investorenprojekten, gefördertem  Wohnungsbau, aber möglicherweise  auch genossenschaftlichen und anderen  alternativen Wohnformen werden. Auf  einer Bürgerversammlung Ende Mai interessierten sich die Anwohner jedoch  vor allem für den befürchteten Durchgangsverkehr durch die Gartenstadt.  1300 Menschen sollen auf der 6 Hektar großen Fläche wohnen können. Die Fläche liegt bereits seit 2010 brach; Baubeginn soll jedoch frühestens 2014 sein.  (BZ)

MIETERINNEN-VERSAMMLUNGEN  ZUM GEPLANTEN VERKAUF DER  ALW-WOHNUNGEN
Zu den Plänen der Stadt Freiburg, 946  Liegenschaftswohnungen an die FSB zu  verkaufen, fanden mehrere MieterInnen- Versammlungen u.a. durch WiM organisiert statt. Die MieterInnen wendeten  sich anschließend an den Gemeinderat  als Eigentümerin und forderten: Wohnungen müssen unter kommunaler Kontrolle bleiben, keine automatischen Erhöhungen der Miete an den Mietspiegel,  kein Abriss aufgrund vernachlässigter Instandhaltung, Instandhaltungsstau abbauen ohne Mieterhöhungen, wirklich  warmmietenneutrale Sanierungen und  mehr Mitbestimmungsrechte. Am 3.7.  wird der Gemeinderat über die Verkaufspläne abstimmen. (RaS)

J.-S.-BACH-STR. ABGERISSEN
Herdern. Nur ein einziger letzter Bewohner ist übrig geblieben. Er wehrt sich juristisch gegen eine Räumungsklage und  beruft sich auf die Sozialklausel. Solange  das Verfahren andauert, kann er in seiner  Wohnung noch bleiben; dies jedoch inmitten einer Baustelle, wo sich zuvor die  Nachbarhäuser anreihten und fast 100  Wohnungen zu günstigen Mietpreisen für  vorwiegend RenterInnen boten. Trotz  Protesten (s. Foto) und alternativen Sanierungsvorschlägen der Baugruppe  „Wem gehört die Stadt“ setzte die Stadtbau die Abrisspläne nun durch und wird  neue, wenige aber dafür teurere, Wohnungen bauen lassen. (RaS; RDL.de)

SAM¡BASTA! DARF TROMMELN
Die Trommelgruppe Sam¡Basta! hat sich  vor Gericht erfolgreich gegen die Einschränkungen der Demonstrationsfreiheit  von Polizei und Freiburger Ordnungsamt  zur Wehr gesetzt. Es darf nun wieder getrommelt werden! (www.sambasta.de)

GREEN CITY BEKOMMT  STADTAUTOBAHN
Wie Ende Mai bekannt wurde, hat die  Planungsgruppe im Regierungspräsidium  mit der Umetikettierung des B 31-Zubringers zur Autobahn nun einen Weg  gefunden, einen Vollanschluss an den geplanten Stadttunnel auf Höhe der Ganterbrauerei zu realisieren. Durch die Einstufung als Autobahn wird zudem der Bund  in die Finanzierung miteinbezogen. Das  Ganze wird jedoch nur geschehen, wenn  der Stadttunnel tatsächlich gebaut wird.  Vertreter aus Stadt und Gemeinderat
zeigten sich zunächst begeistert. KritikerInnen gaben hingegen zu bedenken,  dass eine Autobahn ein erhöhtes Verkehrsaufkommen und damit verbundene  Lärmbelastungen statt -entlastungen bedeuten könnte und zudem als Dammbruch für den stückweisen Bau einer  Schwarzwald-Autobahn zu sehen sei.  (RaS)

ENERGIEARMUT – STROMRECH-  NUNGEN ALS ZWEITE MIETE
Viele Menschen können sich die steigenden Strompreise (20% seit 2008) nicht  mehr leisten. Nach einer Schätzungen  zufolge soll 600.000 Verbrauchern 2010  der Strom abgestellt worden sein. Besonders betroffen von diesem Problem sind  Hartz-IV-EmpfängerInnen, denn im Gegensatz zu Miete und Heizkosten muss  der Strom aus dem Regelsatz getragen  werden – und ist dafür viel zu niedrig berechnet und nicht im gleichen Maß wie  die Strompreise gestiegen. Diese Problematik wurde nun von Sozialverbänden  wie Mieterbund und Paritätischem  Wohlfahrtsverband untersucht und kritisiert.

UNMÜSSIGS „WEST-ARKADEN“  FEIERN RICHTFEST
Mooswald. Weniger als 12 Monate nach  der Grundsteinlegung stehen auf dem  ehemaligen Brielmann-Gelände an der  Berliner Allee die Rohbauten. Am 21.  Mai wurde Richtfest gefeiert und im  Herbst 2012 sollen bereits die ersten Geschäfte einziehen, im Frühjahr 2013 die  ersten Wohnungen bezugsfertig sein. Das  3 Hektar große Areal wird von Freiburgs  fleißigstem Investor Peter Unmüssig als  Einkaufszentrum mit Wohnanlagen entwickelt. Im Juni 2011 hatte der Gemeinderat den Bebauungsplänen zugestimmt  – trotz aller Bedenken und Bauchweh.  Kritisiert werden vor allem die hohe  Baudichte. Für die Unterbringung einer  unterirdischen Schießanlage des Waffengeschäfts Frankonia wurde aus der Tiefgarage ein Parkhaus, die Spielplätze  mussten auf die Dächer ausweichen.  Auch der Einzelhandel sieht das Einkaufszentrum als Bedrohung. Auf Freiburgs größter Baustelle wird 6 Tage die  Woche gearbeitet, die Bauarbeiter sind  dafür in Containern auf dem Gelände untergebracht. Nach Fertigstellung wird  Unmüssig die Immobilie an ein Hambur-ger Fondshaus verkaufen. (RaS)