Abriss im Metzgergrün: Kein Kommunikationsproblem – sondern Gentrifizierung

Abriss im Metzgergrün: Kein Kommunikationsproblem - sondern GentrifizierungAls „Kommunikationsproblem“ wurde das rabiate Vorgehen und die Baumfällungen der Freiburger Stadtbau bei der Vorbereitung des 1. Bauabschnittes im Metzgergrün im Stühlinger bezeichnet. Das ist einerseits völlig falsch, das Projekt wäre auch mit besserer Kommunikation scheiße. Anderseits trifft das Argument zu, aber nicht in dem Sinne wie es vorgebracht wird. Wäre „besser“ kommuniziert worden, wäre die berechtigte Kritik am Projekt, das wieder einmal zu Lasten der ärmeren Bevölkerung geht, gar nicht mehr gehört worden.

Mehr „bezahlbarer“ Wohnraum? – Nein!

Wenn die Stadtbau von mehr Wohnraum spricht, der da entstehen werde, dann ist das „gut kommuniziert“, entspricht aber nur sehr bedingt den Tatsachen.

Insgesamt würde durch das Metzgergrün-Projekt mehr Wohnraum entstehen, das ist richtig. Guckt man allerdings genauer hin, fällt auf, dass bezogen auf das bisherige Quartier überhaupt nicht mehr „bezahlbare“ Wohnungen entstehen sollen. Das Gesamtprojekt umfasst 550 Wohnungen. Von den sozial geförderten sollen im ersten Bauabschnitt am ehemaligen Caravanplatz an der Bissierstraße, dessen Bebauung an sich eine sinnvolle Sache ist, 122 entstehen. Da die Stadtbau skandalöserweise nur mit 50 % Sozialwohnungen plant, bleiben für das bisherige Quartier somit noch gut 150 Sozialwohnungen. Momentan gibt es an dieser Stelle aber 250 Wohnungen, deren Mieten teilweise noch unter dem Preisniveau des sozialen Wohnungsbaus liegen. Unter dem Strich fallen hier also 100 „bezahlbare“ Wohnungen weg und bei den genannten 150 Wohnungen dürfte es deutliche Mietsteigerungen geben. Obwohl die Sozialbindung schon lange ausgelaufen ist, wohnen hier viele Mieter*innen aktuell nämlich noch zu Mieten zwischen vier und sechs Euro pro qm. Die bisherigen Planungen für die neuen Sozialwohnungen gehen von einem Mietpreis von sieben €/qm aus. Die restlichen 230 Wohnungen, die im bisherigen Metzgergrün gebaut werden sollen, also die Mehrzahl, werden Eigentums- oder „frei finanzierte“ Mietwohnungen sein. Also Wohnungen für Einzelpersonen mit einem Haushaltseinkommen von über 51.850 € im Jahr oder Drei-Personen-Haushalte mit 60.850 € Einkommen. Denn nur wer unter dieser Grenze liegt, und das dürften sehr viele sein, hat Anrecht auf einen Wohnberechtigungsschein und eine Sozialwohnung.

Die Freiburger Stadtbau plant also mal wieder komplett am Bedarf vorbei und nimmt dafür den bisherigen Mieter*innen, viele davon mit wenig Geld, ihre geliebten Wirtschaftsgärten weg. Die Ersatzwohnungen mit kleinem Balkon bieten weniger für mehr Miete.

Die Einzigen, die im neuen Metzgergrün noch eigene Gärten hätten, wären die reicheren Bewohner*innen der Eigentumswohnungen. Den Holzbau gibt es für die „freifinanzierten“ Mietwohnungen, Teile des sozialen Wohnungsbaus werden als Lärmschutz an der Güterbahnlinie stehen. Die freifinanzierten Wohnungen mit geplanter Miete von ca. 11,80 €/qm werden zudem dafür sorgen, dass der Mietspiegel im Quartiert steigt. Das ganze Projekt ist ein Gentrifizierungsprojekt auf Kosten der ärmeren Mieter*innen. Ist die Bausubstanz wirklich nicht sanierungsfähig? Hält sie nicht wenigstens noch einige Jahre? Müsste die Siedlung nicht eigentlich unter Denkmalschutz gestellt werden? Der Fokus sollte auf einem vernünftigen Neubau an der Bissierstraße und auf einen Erhalt des Bestands mitsamt seiner sozialen und ökologischen Qualität liegen. Wenn das nicht möglich ist, gibt‘s nur eins: 100% sozialer Wohnungsbau und kein Gentrifizierungsprojekt. Die schlechte Kommunikation der Stadtbau ist gut, um das Projekt nun nochmal grundsätzlich in Frage zu stellen.