BImA will teuer und klimaschädlich bauen

Im Stadtteil Waldsee kämpfen Mieter:innen für den Erhalt ihrer drei Häuser. Die gehören BImA und die möchte abreißen und neu bauen. Dabei sind die Wohnungen in einem guten Zustand. Im Frühjahr oder Sommer 2026 will die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben mit dem Abriss beginnen. Die Mieter*innen bekommen Unterstützung vom bekannten Altbausanierer Wille Sutter.
„Ein Abriss und Neubau wäre ein Klimakiller ersten Grades“, sagt Mieter Urs Egger. „Dabei wolle man die Stadt bei ihrem Plan, bis 2035 klimaneutral zu werden, unterstützen“, erklärt er. Damit ist er auf Linie von Sutter, der seit den 1980er-Jahren Altbauten saniert. „Der Bestandserhalt ist einer der wesentlichen Faktoren beim Klimaschutz. 40 Prozent des CO2-Ausstoßes weltweit kommen vom Bauen.“ Für die August-Ganther-Straße hat Ingenieur Wilhelm Stahl errechnet, wie viel mehr durch Abriss und Neubau im Vergleich zu Sanierung und Aufstockung freigesetzt würde. Er kommt auf über 700 Tonnen CO2. „Damit könnte man die Gebäude 50 bis 80 Jahre lang heizen“, veranschaulicht Stahl.
Um wie die BImA auch bei der Sanierung mehr Wohnfläche zu schaffen, plant Willi Sutter, die Garagengebäude, die sich neben den Wohnhäusern befinden, um eine Wohn-Etage aufzustocken. Das Stadtplanungsamt stellt sich allerdings quer. „Mit der Aufstockung der Garagengebäude würden diese für die Wohnnutzung erweitert. Die Wohnnutzung würde in die rückwärtige 2. Reihe erweitert werden. Dies ist in der näheren Umgebung nicht vorhanden. Unter Einhaltung der städtebaulichen Ziele wäre das Einfügen gemäß § 34 BauGB nicht gegeben,“ erklärt das Amt. Der Verweis auf das sogenannte Einfügungsgebot, das greift, wenn für ein Gebiet kein Bebauungsplan existiert, erstaunt. Die Bebauung der Straße und auch der rückwärtigen Häuser ist sehr heterogen. Eine Aufstockung der Garagen würde kein einheitliches Straßenbild stören. Für Willi Sutter ist es keine baurechtliche, sondern eine politische Frage, ob die Aufstockung von Garagen möglich ist. „Wenn Freiburg sein Ziel erreichen will, bis 2035 klimaneutral zu sein, dann muss die Stadtplanung auch mal überlegen, wie sie vorgeht.“

Sanierung auch wirtschaftlich sinnvoll
Willi Sutter macht auch wirtschaftliche Aspekte geltend. In der Ausschreibung für den Neubau in der August-Ganther-Straße spricht die BImA: von „Unwirtschaftlichkeit der Sanierung oder ggf. Aufstockung der Bestandsgebäude“. Willi Sutter kommt auf ganz andere Ergebnisse. Für die Sanierung der bestehenden Gebäude inklusive Dachausbau beziehungsweise Aufstockung und die Aufstockung der Garagen setzt er neun bis zehn Millionen Euro Kosten an. Selbstbewusst erklärt er: „Das sind verifizierte Zahlen, die auch gerichtsfest sind.“ Den Neubau der BImA dagegen hat er mit 12 bis 14 Millionen Euro veranschlagt. Und da sind die Kosten für die Tiefgarage, die die Bundesanstalt errichten will, noch gar nicht mitgerechnet.
Selbst ohne die derzeit abgelehnte Aufstockung der Garagen bieten die Pläne der Bundesanstalt nur wenig mehr Wohnfläche als Altbausanierer Willi Sutter. Die Miete, so die BImA, soll bei zehn Euro pro Quadratmeter bleiben. Sutter: „Jetzt soll mir mal einer erklären, wie der Neubau wirtschaftlicher sein kann, wenn die gleiche Miete verlangt wird, aber die Baukosten wesentlich höher sind.“
In Freiburg Waldsee könnten die Gerichte der BImA den Abriss tatsächlich nicht erlauben, weil es äußerst fraglich ist, ob Verwertungskündigungen, die die BImA aussprechen müsste, haltbar wären. Wenn die detaillierte Analyse, wie wirtschaftlich eine Sanierung ist, die Kündigung der Mieter:innen verhindert, kann dieser Fall für andere Kämpfe um den Erhalt von älteren Häusern beispielgebend sind. Im Metzgergrün allerdings leben überwiegend ärmere Menschen, die weniger Kontakte in gehobenere Kreise haben – anders als die Mieter*innen in Waldsee kennen sie dort einen Willi Sutter nicht schon ewig und haben somit wenig Chancen auf den Erhalt des alten Arbeiterviertels mit sehr günstigen Mieten.