Modellprojekt für eine demokratische Stadt: DGB-Haus sozial nutzen!

Das frühere DGB-Haus in der Hebelstraße könnte zu einem Ort werden, der modellhaft wichtige Funktionen für das gesellschaftliche Zusammenleben in Freiburg erfüllt. Ein Ort, wo Menschen mit und ohne Fluchterfahrungen Tür an Tür wohnen, wo auch Menschen mit geringem Einkommen und Erwerbslose die Mieten zahlen können; ein Ort der Begegnung mit Gemeinschaftsräumen und Räumen für Kultur- und Bildungsangebote.

In Freiburg mangelt es an bezahlbarem Wohnraum. Wo die Mieten nocht etwas günstiger ist, wird oft eine mangelnde soziale Durchmischung beklagt. Das DGB-Haus könnte Menschen verschiedener sozialer Herkunft zusammenbringen und schwerpunktmäßig denen Raum bieten, die es in Freiburg schwer haben, eine Wohnung zu finden. Begegnungsräume, Bildungs- und Beratungsangebote im gleichen Haus würden zudem niedrigschwellig dazu beitragen, sozialen Benachteiligungen aktiv entgegenzutreten. Solcherlei Angebote könnten in einem öffentlichen Bereich zugänglich gemacht werden, sodass das Haus nicht nur für seine BewohnerInnen, sondern für die ganze Stadt eine Bereicherung wäre. Denn eine Stadt für Alle beschränkt sich nicht auf ein Dach über dem Kopf, sondern umfasst auch die soziale und kulturelle Teilhabe und die Verfügbarkeit öffentlicher Räume.

Insbesondere könnten in dem Gebäude Elemente des „Rasthauses“ für Flüchtlinge verwirklicht werden, einer Initiative, die seit über 20 Jahren in Freiburg besteht. Derzeit bietet immerhin das Mini-Rasthaus (rasthaus-freiburg.org) in der Adlerstraße erfolgreich Deutschkurse sowie rechtliche und medizinische Beratung. Die enorme Nachfrage beweist seine wichtige Funktion, doch die Räume reichen bei weitem nicht aus. Dieses Problem ließe sich nur durch ein größeres Gebäude lösen; darüber hinaus könnten dort weitere Elemente der ursprünglichen Rasthaus-Idee verwirklicht werden wie z.B. Wohn- und Begegnungsräume sowie evtl. Arbeitsplätze für Geflüchtete.

Wir sind eine Initiative aus dem Netzwerk Recht auf Stadt (rechtaufstadt-freiburg.de), die einen solchen modellhaften Raum in Freiburg eröffnen möchte. Wir haben die Basisinitiative Stattquartier Schildacker (BISS) zur Neunutzung der Polizeiakademie mitangestoßen, an der sich 2014 um die hundert Personen beteiligten (www.stadtteilvonunten.de). Nach der Entscheidung für die Einrichtung einer Landeserstaufnahmestelle für Flüchtlinge (LEA) ist zwar unser gewünschter Standort weggefallen, aber die Initiative geht weiter! Denn gerade in der heutigen Situation halten wir es für extrem wichtig für Freiburg, dass isolierten Unterbringungsmodellen für bestimmte Bevölkerungsgruppen Beispiele des Zusammenleben entgegengesetzt werden, um die urbane Qualität der Stadt zu erhalten. Das DGB-Haus eignet sich durch seine Größe, Bauweise und Erreichbarkeit perfekt als Modell für ein solches inklusives Konzept. Die Zusammenarbeit mit dem Mietshäusersyndikat (www.syndikat.org) bietet ein erprobtes Finanzierungsmodell und gewährleistet die dauerhafte Sicherung einer solchen sozialen Nutzung.

Wir fordern den DGB dazu auf, seine soziale Verantwortung als Gewerkschaftsbund wahrzunehmen und uns das Gebäude zu einem symbolischen Preis zu verkaufen. Die Mitglieder des Gemeinderats fordern wir dazu auf, uns in diesem Vorhaben zu unterstützen und auf den Verkauf der Immobilie hinzuwirken.

Verdi: Neues Nutzungskonzept für DGB-Haus: ver.di unterstützt Ideen aus Netzwerk Recht auf Stadt