STADT-FÜR-ALLE-NACHRICHTEN (Rückblick vom 15. Juni bis 15. Juli)

Nun sind sie wieder da, die „Stadt für Alle“ Nachrichten aus Freiburg und der Welt. Wer nicht lesen will, kann sie hier bei RDL nachhören

[FR] DIETENBACH DAUERHAFT BEZAHLBAR?
Der Bauverein Wem gehört die Stadt aus dem Mietshäuser-Syndikat stellt kritische Fragen zu den Plänen der Freiburger Stadtverwaltung im neuen Stadtteil Dietenbach. Die Stadt erklärt für den bezahlbaren Wohnraum auf „nicht-profit-orientierte Unternehmen, die Mietwohnungen dauerhaft in ihrem Bestand halten und nicht weiterveräußern“ setzen zu wollen. Zu diesen Akteuren zählt die Stadt die Stadtbau, Wohnungsbaugenossenschaften, das Mietshäusersyndikat und Baugemeinschaften. Sichern all diese wirklich dauerhaft bezahlbaren Wohnraum? Der Verkauf der Stadtbau konnte 2006 nur durch einen Bürgerentscheid verhindert werden. Schon zuvor wurden 720 FSB-Wohnungen an die Gagfah, heute Vonovia, verkauft. Die großen Wohnungsbaugenossenschaften verhalten sich immer mehr wie Unternehmen und verkaufen, wie z.B. der Bauverein Breisgau, auch immer wieder Wohnungen. Die privaten Baugruppen bilden eine Wohnungseigentümergemeinschaft und verpflichten sich meist nur für 10 Jahre, die Wohnungen selber zu nutzen. Danach könnte die Wohnung teuer vermietet oder mit Gewinn verkauft werden: Mittlerweile wechseln Wohnungen, die im Vauban noch für 2.000 €/qm erworben werden konnten, für mehr als das Doppelte den Eigentümer. Es braucht also stets weitere Konzepte, um auch über 60 Jahre hinaus bezahlbaren Wohnraum zu garantieren, z.B. mit einem Hausverein der Mieter*innen, der einen Verkauf verhindern kann. Selbst 60 Jahre sind nämlich kein langer Zeitraum für eine Stadt.

HAUSBESITZERINNEN WERDEN IMMER REICHER
Drei Ökonomen aus Köln und Bonn haben sich die GewinnerInnen und VerliererInnen des Immobilienbooms angeschaut. Ergebnis: Seit 2011 wurden HausbesitzerInnen durch die steigenden Immobilienpreise 3 Billionen Euro reicher. Mehr als die Hälfte dieser Gewinne entfiel auf die reichsten 10% der Bevölkerung. Durch den Boom wurden auch die Haushalte der oberen Mittelschicht um 50% reicher. Ihr Vermögen stieg in dieser Zeit auf 38.000 Euro. Laut der Studie sind die Mieten im letzten Jahrzehnt dort am stärksten gewachsen, wo einkommensschwache Haushalte leben. 2030 würden knapp eine Million Wohnungen fehlen.

[FR] PREISE SCHIESSEN IN DIE HÖHE
Der Gutachterausschuss unter Vorsitz des Immobilienmaklers Hugo Sprenker hat in seiner 2-jährlichen Untersuchung für 2018 stark gestiegene Grundstückspreise festgestellt. Über das gesamte Stadtgebiet gab es durchschnittliche Wertsteigerungen von 58% bei den Ein- und Zweifamilienhäusern (ohne Altstadt) und von 74% im Geschosswohnungsbau (ohne Altstadt). Die Quadratmeterwerte für Ein- und Zweifamilienhäuser liegen in Freiburg, Kappel, Ebnet und Lehen zwischen 480 und 1.300 Euro, in den Tuniberg-Gemeinden und Hochdorf bei 260 bis 520 Euro. In besonders begehrten Lagen (Herdern, Neuburg, Wiehre, Zähringen) werden die Bodenrichtwerte auf bis zu 1.300 Euro angehoben. Für den Geschosswohnungsbau mit und ohne gewerblichen Anteil ergeben sich Quadratmeterwerte in Freiburg (ohne Altstadt), Kappel, Ebnet und Lehen zwischen 600 und 3000 Euro.

IMMOBILIENKRISE 2.0?
Die Warnungen vor einer Immobilienblase nehmen weiter zu. Die Tagesschau titelte Anfang Juli „Angst vor der Immobilienblase 2.0“. Sie zitierte den Commerzbank-Chefökonomen, der vor einer Blase in Europa warnte und als Grund die Flucht in das Betongold ausmacht: „Die extrem expansive Geldpolitik der EZB macht den Erwerb eines Eigenheims für viele erschwinglich und schiebt die Nachfrage an. Gleichzeitig drückt sie die Renditen anderer Geldanlagen und macht damit Immobilien für Investoren attraktiver.“ In der BRD sind die Preise für Wohnimmobilien seit Ende 2015 um 22% gestiegen, für Eigentumswohnungen in Metropolen gar um 40,8%. In den USA liegen die Immobilienpreise aktuell bereits über dem Niveau vor der Finanzkrise. Allerdings scheint es nun eine Trendwende zu geben. Die Oxforder Ökonomen um Adam Slater und John Payne berichten, dass die globalen Immobilienpreise zuletzt um zehn Prozent gesunken sind. Ein Platzen der Immobilienblase mit weltweiten Auswirkungen ist also nicht auszuschließen.

MIETSHÄUSER-SYNDIKAT WILL GLEICHSTELLUNG
Das Mietshäuser-Syndikat wird in Baden-Württemberg weiterhin bei der Vergabe von Fördergeldern für den sozialen Wohnungsbau benachteiligt. Um eine 100%-Förderung zu erhalten, braucht es Sicherheiten in Form von bestehenden Immobilien. Das können kleinere Akteure wie das Mietshäuser-Syndikat nicht nachweisen. Deshalb bräuchte es Bürgschaften, z.B. vom Land. Obwohl es im grün-schwarzen Koalitionsvertrag heißt „wir wollen neuen und kleineren Akteuren wie Genossenschaften, Gemeinschaftvorhaben von Eigentümern (Baugruppen) und gemeinnützig orientierten privaten Investoren, die neuen sozialgebundenen Wohnraum schaffen wollen, den Zugang zum Programm erleichtern und prüfen hierzu Bürgschaftsmodelle”, ist immer noch nichts in diesem Sinne geschehen. Eine Gleichbehandlung mit größeren Genossenschaften existiert nicht. So hat das Mietshäuser-Syndikat weiterhin keine Sicherheit, auch in Zukunft neuen günstigen Wohnraum schaffen zu können.

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