Bericht von Betroffenen: Polizeikontrolle in Littenweiler

An einem Dienstagnachmittag fuhr ich zusammen mit R. auf unseren Fahrrädern auf der Schwarzwaldstraße in Richtung Innenstadt. R. fuhr ein ganzes Stück voraus. Ein Polizeiauto kam uns entgegen. Plötzlich hat der Fahrer den Polizeiwagen gewendet und ist quer vor R. auf den Fahrradweg gefahren, so dass er ganz schnell bremsen musste. Ich habe das nicht verstanden, R. ist einfach so auf seinem Fahrrad gefahren wie ich und viele andere auch. Die Polizisten haben ihn gesehen und auf eine Weise angehalten, als würde er wegen irgendetwas verdächtigt.
Mittlerweile bin ich dazu gekommen, habe angehalten und habe gesagt, dass R. mein Freund ist. Die beiden Polizisten, vielleicht so zwischen Mitte 20 und Mitte 30 waren einen Moment erstaunt, dann hat einer von ihnen schnell gesagt „Fahrradkontrolle“. Aber sie wollten gar nicht unsere Fahrräder sehen, sondern haben nach unseren Papieren gefragt. Als sie uns angeschaut haben, haben sie sich um die Fahrräder gekümmert und die Seriennummern aufgeschrieben. Jetzt wollten sie auch noch unsere Handys sehen und haben auch die Nummern der Handys aufgeschrieben.
Dann haben sie R. durchsucht, sie haben ihn richtig abgetastet, am Oberkörper und die Beine. In einer Innentasche von seiner Jacke haben sie einen kleinen Pastikbeutel mit Gras gefunden.
Ich habe gesagt, dass R. das Gras rauchen muss, weil er krank ist, er hatte einen schweren Unfall. Einer der Polizisten hat gedroht, dass er eine Anzeige macht und den ganzen Fall an die Staatsanwaltschaft gibt. Und dass R. sich einen Anwalt nehmen muss. Der andere Polizist hat telefoniert und die Daten durchgegeben. Sie wollten, dass R. sich das T-Shirt hochzieht, um seine Brandnarben zu zeigen, das wollte er aber nicht mitten auf der Straße tun.
Dann mussten wir Papiere unterschreiben, ich musste R. das auf Arabisch sagen, sie haben uns nicht erklärt, was das für Papiere sind, sie haben uns nicht gefragt, ob wir einen Dolmetscher brauchen, um die Papiere zu verstehen. Ich war so zornig, weil sie R. angehalten haben ohne einen Grund, wahrscheinlich nur, weil er anders aussieht, ich war zornig, weil klar war, dass sie nicht die Fahrräder kontrollieren wollten, ich war so wütend, dass ich dachte, wenn ich jetzt nicht unterschreibe und hier wegkomme, dann passiert etwas Schlimmes.
Nachdem wir unterschrieben hatten, haben sie uns auch tatsächlich weiterfahren lassen. Noch immer bin ich wütend, sie hatten keinen Grund, uns anzuhalten, sie wollten uns nur zeigen, dass sie die Macht haben, uns zu schikanieren, das glaube ich.

Dieser Beitrag ist in der Zeitung „Gefährliches Pflaster“ – Zeitung zur Sicherheitskritik erschienen.