Arbeitskreis kritische soziale Arbeit fordert: Wohnraum für Wohnungslose!

Arbeitskreis kritische soziale Arbeit fordert: Wohnraum für Wohnungslose!Am 23.11 ist in Freiburg eine obdachlose Frau tot im Stadtgarten aufgefunden worden. Erst hieß es, sie sei an Erfrierungen gestorben, zwei Tage später wurden „medizinische Grunderkrankung“ genannt.
Wir, der Arbeitskreis kritische soziale Arbeit (AKS), fragen uns, wäre die obdachlose Frau daheim in Ihrer Wohnung in ihrem eigenen Bett auch gestorben? Viele Obdachlose haben, sie müssen u.a. auf der Straße leben, mindestens eine Grunderkrankung. Jeder Mensch hätte Schwierigkeiten bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt draußen übernachten zu müssen und gesund zu bleiben.

In der BZ vom 24.11.20 meint Toni Klein, Rathaussprecher der Stadt, zur Motivation von wohnungslosen Menschen im Freien zu übernachten: „Die meisten würden das freiwillig tun – weil sie zum Beispiel Hunde haben oder wegen einer Suchtproblematik.“ Kein Mensch schläft im Winter freiwillig draußen! Menschen entscheiden sich draußen zu übernachten, weil es für sie oft genug keine adäquaten Wohn- und Übernachtungsangebote gibt. Die städtische Notunterkunft „OASE“ schreckt viele wohnungslose Menschen ab und sie wollen unter keinen Umständen dort übernachten. Zu diesen gehören z.B. Menschen, die Arbeit haben oder junge Wohnungslose, die zum allergrößten Teil lieber draußen schlafen würden, als in die „OASE“ zu gehen.

Housing first

Wir wollen nicht, dass noch mehr Menschen in Freiburg draußen in der Kälte übernachten müssen. Eine reiche Stadt wie Freiburg sollte sich um die sozial am stärksten benachteiligten Menschen gerade im Winter kümmern und Ihnen angemessene Übernachtungsmöglichkeiten bieten. Wenn im Lockdown gefordert wird, dass Menschen Abstand halten müssen, Kontakte reduziert werden sollen, dann sollte dies insbesondere wohnungslosen Menschen ermöglicht werden, auch da sie zum großen Teil zu einer der Corona-Risikogruppen gehören. Obwohl die Stadt Freiburg im Frühjahr, nach Ausbruch der Pandemie, in der Wiesentalstraße Container belegte um wenigstens ein minimales Abstandsgebot zu gewährleisten, leben in der „OASE“, Freiburgs Notunterkunft, weiterhin 2-3 Menschen in einem Zimmer, müssen sich sanitäre Einrichtungen und  Kochmöglichkeiten mit vielen anderen Menschen teilen und tagsüber die Zimmer verlassen, haben keinen Rückzugsort, keine Privatsphäre, wo sie für sich alleine sein könnten.

Öffnet die Hotels für Wohnungslose

In Freiburg stehen Pensionen, Hotels und Hostel seit dem erneuten Teil-Lockdown leer und haben keine Einnahmequelle. Es wäre für Hoteliers und für die Wohnungslosen also eine Win-Win-situation. Die Hoteliers hätten wieder einen Verdienst und Wohnungslose, wenigstens über den Winter, ein Zimmer, in dem sie einigermaßen menschenwürdig mit eigener Privatsphäre übernachten und sich auch tagsüber aufhalten könnten.
Claudius Heidemann, Leiter der Notunterkunft „OASE“, gab in der BZ vom 23.11. zu Bedenken: „Doch selbst mit mehr Wohnraum wären die Probleme nicht gelöst, weil dann auch mehr Betreuung nötig wäre.“ Herr Heidemann mag Recht haben, dass nicht alle Probleme dann gelöst sind, aber das Hauptproblem schon: die Menschen haben endlich wieder Wohnraum und sie sind nicht mehr der Gefahr des Erfrierens ausgesetzt! (Eine Betreuung durch SozialarbeiterInnen ist somit erstmals sekundär und könnte bei gutem Willen dann noch organisiert werden)
Warum sollte das, was in Hamburg, Düsseldorf, Bielefeld und anderen Städten möglich ist nicht auch hier in Freiburg umsetzbar sein? Es ist ein Skandal, dass Menschen hier in Freiburg auf der Straße schlafen müssen und sogar sterben, während Unterkünfte und somit Wohnraum leer steht. Deswegen fordern wir die Stadt Freiburg auf:
Mieten Sie Hotels/Hostels an, auch aus Infektionsschutzgründen und als Maßnahme gegen die weitere Verbreitung des Coronavirsus. Menschen sollten nicht im Freien übernachten, niemand sollte auf der Straße leben müssen, frieren und hungern!