Das „Kommunale Handlungsprogramm“ – Neubau statt Sozialpolitik

Das Thema bezahlbarer Wohnraum für Alle ist eines der zentralen sozialen Themen in Freiburg, denn: „Mensch kann nicht nicht wohnen!“
Mit einem Interfraktionellen Antrag hat sich der Ge­meinderat im Herbst 2011 den Auftrag für ein „Kom­munales Handlungsprogramm für mehr Wohnungsbau und sozial gemischte Stadtteile in Freiburg“ gegeben. Dieses Programm wird derzeit erarbeitet und soll Ende 2012 dem Gemeinderat zur Diskussion gestellt werden. In seinen Grundzügen ist es aber bereits vorhanden und ein erster Blick macht Eines deutlich:
Zwar sind viele Ideen, Instrumente und Kritikpunkte, die in den letzten Jahren in den sozialen und mietpoli­tischen Bewegungen diskutiert wurden, im Gemeinde­rat angekommen (Bspw. Zweckentfremdungsverbot, Milieuschutz, Sozialbindungen, MieterInnenrechtsberatung, Kampf gegen Mietwucher, Instandsetzungserzwingung, Rückkauf von privatisierten Häusern. Mietshäuser in Selbstverwaltung, …). Jedoch ist das kein Grund, sich nun als MieterIn zurückzulehnen und anzunehmen, dass der Gemeinderat tatsächlich eine soziale Wohnpolitik für Alle im Blick hat. Denn wie sich gezeigt hat, wird der Schwerpunkt des Handlungsprogramms vor allem bei „mehr Wohnungsbau“ und nicht bei „sozial“ lie­gen! Zugespitzt formuliert handelt es sich eher um ein Konjunkturprogramm für die Bauwirtschaft. Allein die Tatsache, dass Wohnungslose in diesem Handlungs­programm nicht einmal erwähnt werden, verdeutlicht, wie es um die soziale Ausrichtung des Programms bestellt ist. Auch die Stellungnahmen des Freiburger regionalen Arbeitskreis der Gemeinwesenarbeit (FrAG) und von „Wohnen ist Menschen­recht“ (WiM) zum interfraktionellen Antrag teilen die­se Auffassung. Kernaussage der bei­den Statements: die Schwerpunktsetzung auf Neubau wird die soziale Spaltung in der Wohnungsfrage nicht beheben.
Denn was nützt ein Neubau mit mehr als 10 €/qm? Diesen können sich Menschen in prekären Verhältnis­sen wie etwa SeniorInnen, kinderreiche Familien oder Erwerbslose nicht leisten – und dürfen dies oft auch gar nicht aufgrund der Mietobergrenzen bei Hartz IV. Der erhoffte Sickereffekt, der dann häufig als Gegenargument genutzt wird, tritt, wie schon in der Juli­-Ausgabe beschrieben, nicht ein.
Ist es nachhaltig, alle paar Jahre einen neuen Stadtteil zu bauen, dessen (wenige) Sozialwohnungen in kürzester Zeit aus der Sozialbindung fallen? Und damit den Bau eines weiteren neuen Stadtteils zu legitimie­ren? Das Fehlen von Sozialwohnungen könnte viel sinnvoller durch die Dauerhaftigkeit von Sozialbin­dungen erreicht werden. Auch die Stadtbau selbst so­wie die Genossenschaften könnten hier mit gutem Bei­spiel vorangehen und ihre Mieten an Sozialmietniveau orientieren anstatt Marktmieten zu verlangen.
In der Diskussion um das Kommunale Handlungspro­gramm braucht es vor allem eine Strategie für den Bestand und Instandsetzungen, sowie eine echte soziale warmmietenneutrale Sanierung*, die auch mit kleinem Geldbeutel noch leistbar ist. Vom Gemeinderat ist hier aber nicht viel zu erwarten. MieterInnen müssen selbst für ihre Interessen eintreten! Daher:

Wir sollten uns treffen – 10.11.12, 13 Uhr, Recht auf Stadt-Demo „Bezahlbarer Wohnraum ist die halbe Miete“

* Stadtpolitik von A-Z zu finden auf www.rechtaufstadt-freiburg.de

Bspw. Zweckentfremdungsverbot, Milieuschutz, Sozialbindungen, MieterInnenrechtsberatung, Kampf gegen Mietwucher, Instandsetzungserzwingung, Rückkauf von privatisierten Häusern. Mietshäuser in Selbstverwaltung, …