„Propagandistische Rhetorik“ Freiburgs Perspektivplan

Freiburg beginnt ihn, den Bürgerdialog zum Perspektivplan. Ziel der Stadt ist ein Leitbild für die städtebauliche und freiraumstrukturelle Entwicklung in den nächsten 10-15 Jahren. Bürgerdialog klingt nach Beteiligung, um endlich eine Stadt für Alle zu werden.
Doch wen wundert’s, der Schein trügt. Viel Zeit der Eröffnungsveranstaltung im E-Werk, bei der zahlreiche Menschen, passend zur tatsächlichen Ausgrenzung in der Stadt, wegen RAUMKNAPPHEIT draußen bleiben mussten, nahm ein Vortrag aus Hamburg ein.

Das Leitbild Hamburgs wurde vorgestellt. Die Hansestadt, an deren Stadtentwicklungspolitik man sich offenbar in Freiburg orientieren will, wurde als  „grüne, gerechte, wachsende Stadt am Wasser präsentiert“. Toll!
Na gut, das mit dem Wasser wird mit der Dreisam etwas schwierig, wachsen tut Freiburg allerdings, auch wenn das der Liste Freiburg Lebenswert, ohne endlich mal zu sagen, wer denn dann nicht Teil von Freiburg sein soll, nicht passt, … aber GRÜN und GERECHT? Das lässt sich verkaufen, dachten sich wohl die Freiburger Stadtplaner…

Schaut man auf die Realität stellt man fest: Ja, es gibt wirklich Gemeinsamkeiten zwischen Hamburg und Freiburg. Hamburg ist sehr stark segregiert, hat eine sehr starke Aufteilung in Arm und Reich, so erläuterte es Steffen Jörg von der Gemeinwesenarbeit St. Pauli, … huch nicht bei der städtischen Werbeveranstaltung, sondern bei Radio Dreyeckland. Und ja, auch Freiburg ist segregiert: Verkürzt dargestellt: Arm im Westen und Reich im Osten. Und wer es sich nicht mehr leisten kann, der fliegt… ganz aus Freiburg raus.

Freiburg eifert mit Hamburg der teuersten Studentenstadt nach, der Stadt, die bekannt ist für die Gentrifizierung, also für die Vertreibung der ärmeren Bevölkerung aus der gewohnten Umgebung.
wohnungsmarkt nein dankeDas eigentliche Leitbild Hamburgs ist das der unternehmerischen Stadt. Klaus von Dohnanyi, Ex-Bürgermeister, sprach ehrlicherweise vom Unternehmen Hamburg. Und richtig; auch das passt  zu Freiburg: Hier erklärte der Grüne Oberbürgermeister Salomon: „Freiburg ist so teuer, weil es attraktiv ist, sorry, das ist eben Marktwirtschaft.“ Unter Salomons Führung konnte die Stadt nur durch MieterInnenwiderstand vom Verkauf der  Stadtbauwohnungen abgehalten werden. Sofort nach Fristablauf des Bürgerentscheids fing man an, den städtischen Streubesitz zu verkaufen, um Geld in den Haushalt zu bekommen. Und was wird mit dem Geld gemacht? – Na klar: Prestigeobjekte!

In Hamburg ist es das Millionengrab Elbphilharmonie, in Freiburg lässt man mit dem Geld der StadtbaumieterInnen das Green City Hotel und das Kunstdepot bauen.
In Sachen Bürgerbeteiligung sprach  Steffen Jörg gegenüber Radio Dreyeckland für Hamburg von einer Beteiligungs- und Legitimationsshow für  schon festgezogene Projekte, wo der Bürger vielleicht noch die Farbe der Fassade entscheiden dürfe. Mitbestimmung = bestimmen, welche Farbe das Haus hat? – Bekannt aus Freiburg Weingarten.
Beteiligungsshow: Da lohnt nicht nur ein Blick auf den jetzigen Perspektivplan, sondern auch auf die aktuelle Entwicklung des Gebiets Schildacker. Neben einer Informationsveranstaltung hat gerade einmal ein Beteiligungsworkshop stattgefunden. Nun ist aber auch wieder genug der Beteiligung und die Planungsbüros sind an der Reihe. Ihre Nutzungskonzepte werden am 28. Oktober vorgestellt – und am Tag darauf entscheidet dann schon eine Jury, welcher Entwurf umgesetzt werden soll.
Beteiligung sieht anders aus! Das sieht auch die, aus dem Netzwerk Recht auf Stadt hervorgegangene, BasisInitiative Stattquartier Schildacker (BISS) so. Sie plant für den Oktober eine Zukunftswerkstatt. Denn das kann wirklich aus Hamburg gelernt werden: Wir müssen unsere Stadt selber machen! Zur Stadtteilversammlung St.Pauli-selber-machen kamen über 400 Menschen. Freiburg selber, gerechter machen? Sich z.B. in den Prozess für ein basisdemokratisches, soziales Wohngebiet für Alle im Schildacker einbringen: www.biss-freiburg.de.