Das System Vonovia bekämpfen

Das System Vonovia bekämpfenVonovia-Mieter*innen im Auggener Weg in Weingarten haben seit über einem Jahr mit einem massiven Legionellenproblem zu kämpfen. Die weiteren Probleme – nicht funktionierende Aufzüge und Klingeln, kaputte Heizungen etc. – dürften auch anderen Freiburger Vonovia-Mieter*innen bekannt sein. Diese Probleme wird Vonovia nicht lösen, wenn man sie nur noch einmal drauf anspricht, denn sie gehören zur Geschäftspraxis dazu. Lösen kann die Probleme nur eine organisierte Mieter*innenschaft, die die Geschäftspolitik bekämpft und ausreichend Druck macht, um die jeweiligen Wohnungen perspektivisch zu vergesellschaften und das System Vonovia zu beenden.
Die Häuser im Auggener Weg 2-6 stehen symbolisch für die Vonovia. 2006 wurden sie unter Dieter Salomon von der Stadtbau an die Gagfah verkauft, die später nach dem Kauf durch die Deutsche Annington mit ihr gemeinsam in Vonovia umbenannt wurde. Mit der Entscheidung, die Häuser zu verkaufen, hat die Stadt Freiburg die Mieter*innen dem Finanzmarkt ausgeliefert und ist letztlich für alle Konsequenzen verantwortlich.
Wer ist die Vonovia?
Vonovia ist das größte deutsche Immobilienunternehmen. Sie ist an der Börse vertreten und größter Anteilseigner ist die berüchtigte Fondsgesellschaft BlackRock. Es geht nicht um die Mieter*innen, sondern um die Rendite. Alle Bestandteile des Unternehmens orientieren sich an Renditezielen. Jede Wohnung des Unternehmens ist einem bestimmten Segment zugeordnet, die sich nach Werthaltigkeit bzw. Mietsteigerungspotenzial unterscheiden. Die kühle Kalkulation führt dazu, dass es auch im Auggener Weg für die Vonovia am besten ist, wenn Mieter*innen ausziehen, um die leer werdende Wohnung zu modernisieren und sie anschließend deutlich teurer wieder zu vermieten. Wenn Mieter*innen berichten, dass sie keinen Vonovia-Mitarbeiter erreichen, dass die defekte Heizung, der kaputte Aufzug und die nicht funktionierende Klingel nicht repariert werden, dann steht das nicht für die Unfähigkeit der Vonovia sich um ihren großen Wohnungsbestand adäquat zu kümmern, sondern für das betriebswirtschaftliche Denken. Die Nichtreaktion auf Beschwerden ist schlicht am kostengünstigsten. Leider ist auch die psychische Verfasstheit der Bewohner*innen ein Faktor um Rendite zu generieren. Sind sie so genervt vom Zustand der eigenen Wohnung und vom Nichtstun der Vonovia, dass es auf ihre Psyche durchschlägt, werden sie wahrscheinlich schneller ausziehen und so den Weg für die Modernisierung und die damit verbundene Renditesteigerung freimachen. Die Nichtreaktion lohnt sich für die Vonovia auch bei Einsprüchen gegen die oft undurchsichtigen Nebenkostenabrechnungen. Die Fälle, in denen Mieter*innen den Mut haben, gerichtlich gegen die Abrechnungen vorzugehen, sind noch Mangelware. Beim großen Rest verdient die Vonovia sehr gut, indem sie nicht ausbuchstabierte „Dienstleistungen“ in Rechnung stellt, die durch schlecht bezahlte eigene Mitarbeiter erbracht werden.
Doch dieses System bietet auch Widerstandsmöglichkeiten. Viele Mieter*innen haben mit den gleichen Problemen zu kämpfen. Bei der Vonovia begreifen alle, dass es nur um den Profit geht. Vielleicht führt das eher als bei einer Einzelvermieterin dazu, dass sich Mieter*innen zusammenschließen, um gegen die Unzumutbarkeiten vorzugehen. Für die Stadt gilt es, endlich das Instandsetzungsgebot zu erlassen. Mit der Vonovia verhandelt man nicht. Man kann nur durch ein kollektives Vorgehen versuchen an allen Ecken und Enden gemeinsam gegen das Geschäftsmodell vorzugehen, sodass die Renditeerwartungen nicht erfüllt werden und die Vonovia die Lust am jeweiligen Haus verliert, sodass letztlich die Perspektive einer Vergesellschaftung der Wohnhäuser eröffnet wird.