Corona und der Winter zeigen deutlich die Schwachstellen des Freiburger Wohnungslosenhilfesystems

Corona und der Winter zeigen deutlich die Schwachstellen des Freiburger WohnungslosenhilfesystemsAuch die vierte Corona-Welle trifft wohnungslose Menschen besonders hart. Darauf macht der Arbeitskreis Kritische Soziale Arbeit (AKS) aufmerksam. (vollständige Stellungnahme gibt es hier) Wohnungslose können sich nicht in die eigene Wohnung zurückziehen oder ihre sozialen Kontakte reduzieren, haben kaum Zugang zu sanitären Anlagen und nur schwer Zugang zu Diensten der Gesundheitsversorgung. Viele gehören zu Corona-Risikogruppen. Die Gefahr an Covid-19 zu erkranken ist deshalb für Menschen ohne festen Wohnsitz besonders groß und ein schwerer Erkrankungsverlauf wahrscheinlicher.
Bereits im Spätsommer warnten Gesundheitsexpert*innen und Virolog*innen vor einer neuen Welle der Pandemie. Doch trotz der Erfahrungen des letzten Winters fehlt in Freiburg ein umsichtiges Konzept, das wohnungslose Menschen vor einer Infektion mit dem Virus sowie der Kälte gleichermaßen schützt und die Lebenslage wohnungsloser Menschen nachhaltig und langfristig verbessert.

„OASE“ viel zu voll Die städtische Notunterkunft „OASE“, die schon vor Beginn der Pandemie überlastet war, war in den letzten Monaten fast durchgehend voll belegt. Würden all diejenigen, die aktuell draußen nächtigen (dem Bericht der Wohnungsnotfallhilfe zufolge 70 bis 90 Personen) zusätzlich um ordnungsrechtliche Unterbringung bitten, wäre es nicht möglich diese Menschen unterzubringen. Zudem werden die Menschen in der städtischen Notunterkunft nach wie vor in Mehrbettzimmern untergebracht.
Dies ist nicht nur angesichts der Infektionsgefahr in der Pandemie problematisch. Mit bis zu vier Personen in einem Zimmer haben die Menschen keinerlei Rückzugsmöglichkeiten und keine Perspektiven für eine Stabilisierung

Pandemiegerechte Unterbringung
Die Wohnheime für wohnungslose Menschen verzeichnen steigende Infektionszahlen. Zwar stellt die Stadt in städtischen Einrichtungen Antigen-Schnelltests zur Verfügung, Einrichtungen und Stellen in freier Trägerschaft erreicht dies aber nach Erfahrung des AKS nicht bzw. nur sporadisch.
Immer wieder schilderten wohnungslose und obdachlose Menschen zwar den Wunsch, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen, zugleich aber auch große Angst vor Impfreaktionen. Die Perspektive eine Impfreaktion im Winter auf der Straße oder in einer überfüllten Notunterkunft durchstehen zu müssen, ist abschreckend. Angesichts der angespannten Corona-Lage und des Winters fordert der AKS Freiburg erneut und mit Dringlichkeit die Anmietung von zusätzlichen Räumlichkeiten, Hotels und Pensionen für obdachlose Menschen.
Ziel muss es sein, die Belegungsrate der städtischen Unterkünfte deutlich zu reduzieren, die Unterbringung in Mehrbettzimmern zu vermeiden und allen wohnungslosen Menschen ungeachtet ihres Impfstatus sichere, dezentrale Unterbringung zu ermöglichen.

Echte Verbesserung nur mit Housing First
Um die Situation wirklich zu verbessern, braucht es vor allem eins: die Versorgung mit Wohnraum.
Die Chance für einen Paradigmenwechsel im langfristigen Umgang mit Wohnungslosigkeit sieht der AKS im Konzept Housing First. Der Ansatz ist so simpel wie radikal: Die eigene Wohnung steht am Anfang statt am Ende der Hilfen – zuerst werden die Menschen in eigenen Wohnraum vermittelt und dann erhalten sie bedarfsgerechte Unterstützung. Dass der Ansatz funktioniert, zeigen zahlreiche Evaluationen von Housing First-Projekten in den USA, Kanada, Australien, einigen europäischen Ländern sowie einigen deutschen Städten. Der AKS sieht Housing First als innovativen und erprobten Ansatz, der neue Perspektiven zur nachhaltigen Verbesserung der Situation wCorona und der Winter zeigen deutlich die Schwachstellen des Freiburger Wohnungslosenhilfesystemsohnungsloser- und obdachloser Menschen in Freiburg bieten würde.