Soziale Spaltung beim Wohnen in Freiburg

Soziale Spaltung beim Wohnen in FreiburgDer Mietwahnsinn geht in Freiburg weiter und weiter. In der Umfrage „Wohnen in Freiburg“ für das Jahr 2020 zeigt sich das Desaster der kapitalistischen Wohnraumbewirtschaftung: „28 % der Freiburger_innen sind nach der Definition des Statistischen Amts der EU, Eurostat, durch ihre Wohnkosten sogar finanziell überbelastet und damit langfristig gefährdet, aus der Stadt verdrängt zu werden. Insbesondere Studierende und Senior_innen müssen oft mehr als 40 % des ihnen zur Verfügung stehenden Nettoeinkommens für ihre Wohnung aufbringen“, so das Amt für Statistik in Freiburg in der nun veröffentlichen Umfrage.

Mieter:innen am stärksten belastet

Beim genaueren Hinschauen zeigt sich, dass Mieter:innen den höchsten Betrag monatlich fürs Wohnen zahlen. Pro Person werden 499 Euro aufgelistet. Hauseigentümer:innen belegen mit 481 Euro pro Monat den zweiten Platz. Anschließend kommen Wohnungseigentümer:innen, die durchschnittlich 442 Euro pro Monat zahlen. Bei Eigentümer:innen bestehen die Wohnkosten hauptsächlich aus dem Abbezahlen von Krediten, sodass die Belastung nach einem längeren Zeitraum im Gegensatz zu den Mieten meist zurückgeht. Zudem besteht die Möglichkeit, eine Eigentumswohnung oder ein Eigenheim später, meist gewinnbringend, zu verkaufen.
Auch ist die Wohnkostenbelastung bei Mieter:innen wesentlich höher als bei den EigentümerInnen, da sie durchschnittlich ein geringeres Einkommen als Eigentümer:innen haben. Hausbesitzer:innen geben laut Statistik durchschnittlich ein Viertel ihres Einkommens
für Wohnkosten aus, Wohnungseigentümer:innen 28 Prozent. Mieter:innen hingegen müssen durchschnittlich 37 Prozent ihres Einkommens für Miete und Nebenkosten ausgeben. Der für andere Dinge als das Wohnen verfügbaren Anteil des Einkommens entspricht bei Hauseigentümer:innen deutlich höheren Geldbeträge als bei Mieter:innen. Schaut man sich die Gruppe der Mieter:innen noch einmal genau an, fällt auch auf, wie falsch eine Aussage wie „die Wohnkosten treffen alle gleichermaßen“ ist.

Soziale Spaltung beim Wohnen in FreiburgDas reichste Viertel der Mieter:innen gibt gerade einmal 23 Prozent ihres Haushaltseinkommens für ihre Wohnung aus. Menschen aus der ärmsten Gruppe der Mieter:innen, die also weniger als 1.375 € pro Monat verdienen, müssen hingegen mehr als die Hälfte ihres Einkommens für die Wohnkosten ausgeben.
Aufgrund des erhöhten Platzbedarfs zahlen Familien in Freiburg durchschnittlich am meisten für die Miete. Die durchschnittliche Mietbelastung liegt hier bei 1.225 € pro Haushalt.
In der Langzeitbetrachtung zeigt sich, dass die durchschnittlichen Wohnkosten für eine Mietwohnung um 26,3 % in 8 Jahren gestiegen sind. 2012 betrugen sie 763 Euro pro Monat. 2020 stiegen die durchschnittlichen Kosten pro Haushalt auf 964 € im Monat.
Bei Häusern und Eigentumswohnungen sind die anfallenden monatlichen Kosten in diesem Zeitraum zwischen 7,20 und 8,60 € pro Quadratmeter geblieben. Menschen in Mietwohnungen haben hier mit massiven Steigerungen zu kämpfen. 2012 lagen die Kosten noch bei 10,90 € pro qm, im Jahr 2020 schon bei 13,50 €, eine Steigerung von 24 Prozent.

Es braucht günstige Mietwohnungen!

„Knapp 80 % der Freiburger_innen wünschen sich eine Förderung von zusätzlichem Mietwohnraum“, daher wird es Zeit, eine Wohnungspolitik für die weniger reiche Hälfte der Freiburger Bevölkerung zu machen, die einen Wohnberechtigungsschein bekommen kann, anstatt Eigentumsförderungspolitik für die überdurchschnittlich Wohlhabenden zu machen. Ebenso dürfen die nun beschlossenen Erbpachtregeln nicht dafür genutzt werden, mit einer staatskapitalistischen Politik Geld in die Stadtkasse zu holen. Die profitorientierte Miet- und Bodenpolitik muss endlich beendet werden.
Die Schaffung von sozialem Mietwohnungsraum muss die Priorität der Wohnungspolitik sein. Es fallen dann bestimmt auch ein paar bezahlbare Wohnungen für die Reichen ab! Der von der Reichen-Lobby viel beschworene Sickereffekt lässt grüßen, diesmal nur umgedreht als Trickle-UP-Effekt!