Vonovia setzt mehr denn je auf steigende Mieten – Wir auf Vergesellschaftung

Vonovia setzt mehr denn je auf steigende Mieten – Wir auf VergesellschaftungDer Vonovia-Vorstand hat verkündet die Dividendenausschüttung zu halbieren. Dass diese Zeitenwende bei der Vonovia als größtem Wohnungsunternehmen Deutschlands, das auch in Freiburg rund 3000 Wohnungen besitzt, für die Mieter:innen kein Grund zur Freude ist, stellt die Plattform kritischer Immobilienaktionär*innen klar. Tatsächlich setzt die Vonovia mehr denn je auf steigende Mieten und will die Investitionen in den Wohnungsbestand deutlich reduzieren.

Pro Aktie fällt die Dividende von 1,66 Euro auf 0,85 Euro. Für das bisher wachstumsorientierte Geschäftsmodell stellt die Halbierung der Dividende einen radikalen Bruch dar. Der Konzern ist mehr denn je auf steigende Mieten angewiesen. Deren Basis ist die immer schärfere Wohnungsnot. Zweites Standbein sind potenzielle Käufer, einschließlich Kommunen, die auch weiterhin spekulativ hohe Immobilienwerte zahlen können und zahlen wollen. Und das dritte Standbein sind die staatlichen Wohnungsbau- und Klimaziele. Mangels vorhandener Alternativen könnten sie die öffentliche Hand zwingen, dem größten europäischen Wohnungskonzern noch mehr als bislang schon üblich unter die Arme zu greifen. Die Reduktion der Dividende ist auch eine Konsequenz daraus, dass die im letzten Spätsommer als Krisenreaktion verkündeten Verkaufspläne bislang kaum umgesetzt werden konnten. Jetzt sollen „Kommunalisierungen“ an wohnungsnotgeplagte, sozialdemokratisch regierte Kommunen die Rettung bringen. In der Analystenpräsentation wurde der Verkauf von Immobilien für 2 Milliarden Euro bis Ende des Jahres angekündigt. Man sei nicht gezwungen, unterhalb der Zeitwerte zu verkaufen. In konkreten Verhandlungen befindet sich die Vonovia mit sieben sozialdemokratisch regierten Kommunen in unterschiedlichen Bundesländern. Darunter befindet sich die Stadt Dresden, die den Rückkauf von mehreren tausend Immobilien bereits beschlossen hat.
Genau das wäre im übrigen auf Freiburg auch zugekommen, wären die Freiburger Mieter:innen nicht schlauer als die Stadt und Oberbürgermeister Salomon gewesen. In Dresden wurden die kommunalen Wohnungen verkauft, in Freiburg konnte der Stadtbauverkauf durch den erfolgreichen Bürgerentscheid verhindert werden.
Man sei, so die Vonovia, nicht gezwungen, an Kommunen zu verkaufen. Die Vonovia könne nicht unter Druck gesetzt werden, günstig zu verkaufen. Die Kommunen wollten bestimmte Immobilien aus sozialen und politischen Gründen. Der Preis sei da nicht der Treiber. Vonovia erwarte ein gutes Geschäft.
Seit Jahren fordert die Plattform kritischer Immobilienaktionär*innen, dass die Vonovia die Dividenden reduziert und in gutes, bezahlbares Wohnen anstatt in spekulatives Wachstum investiert. Der jetzige Schritt einer Halbierung der Dividendenausschüttung hilft den Mieter*nnen nicht weiter. Die angekündigten Reduktionen der Bestandsinvestitionen werden den Wertverlust beschleunigen. Das klingt nach Finanzmarkt, die Folgen könnten die Mieter:innen aber durch Herunterkommenlassen der Häuser zu spüren bekommen. Die Plattform kritischer Immobilienaktionär*innen fordert die komplette Offenlegung der tatsächlichen Modernisierungs- und Betriebskosten gegenüber den Mieter*innen. Es ist offensichtlich, dass das finanzmarktgetriebene Geschäftsmodell der Vonovia nicht mehr in die Zeit passt. Die Wahrscheinlichkeit wächst, dass die öffentliche Hand einspringen muss, um über massive Subventionen, überteuerte Stützungskäufe oder Rettungsschirme die Wohnungen und Arbeitsplätze des Spekulationsriesen zu retten.
Stattdessen sollte ein politischer Plan erarbeitet werden, wie die Wohnungen, die Produktionsmittel und das Personal der Vonovia dauerhaft in eine gemeinwirtschaftliche oder gemeinnützige Trägerform überführt werden können. Dabei darf der Staat allerdings nicht die systemisch überbewerteten Zeitwerte der Vonovia als Grundlage für Kaufpreisbestimmungen oder Entschädigungen nehmen.
Der Text stammt weitgehend von der Plattform kritischer Immobilienaktionär*innen. Wir sagen: Vonovia enteignen, vergesellschaften und in Mieter*innenselbstverwaltung überführen.