Die Erwartung, dass ein “Bauen auf Teufel komm raus” zu einer spürbaren Entlastung des Wohnungsmarktes führt, basiert auf dem Glauben an so genannte Sickereffekte. Es wird davon ausgegangen, dass die Ausweitung des Wohnungsangebotes durch Neubau Umzugsketten auslöst. Bezieht demnach ein Haushalt eine neue (in der Regel höherwertige) Wohnung, wird seine bisherige Wohnung frei und kann nun von einer anderen Mietpartei übernommen werden, welche über ein niedrigeres Einkommen verfügt. Diese macht wiederum eine Wohnung frei, die bezogen werden kann, so dass eine ganze Kette von Umzügen ausgelöst wird. Soweit die Theorie. Empirische Untersuchungen haben gezeigt, dass Sickereffekte in der Realität nur in einem geringen Maße vorzufinden sind. Wenn überhaupt Umzugsketten auftreten, brechen diese relativ frühzeitig wieder ab. Grund hierfür ist die Aufspaltung des Wohnungsmarktes in Teilmärkte, etwa für Eigentumswohnungen, hochpreisige oder günstige Mietwohnungen, Sozialwohnungen. Die Teilmärkte sind in sich weitgehend geschlossen, ein Wechsel der NachfragerInnen zwischen den Märkten ist verhältnismäßig selten. Zudem führt die obligatorische Erhöhung der Miete bei Neuvermietungen dazu, dass ein Umzug für viele Menschen aus finanziellen Gründen gar nicht in Frage kommt. (RaS-Fr)
Juli 03 2012
Freiburg – Stadt für Alle?! – Zeitung Juli 2012
Die zweite Ausgabe der „Stadt für Alle?! “ – Zeitung ist da!
Ihr könnt sie entweder gedruckt als Teil der Straßenzeitung FREIeBÜRGER lesen (wird an allen möglichen Ecken Freiburgs verkauft) oder hier als pdf.
Diesmal wieder dabei: ein Schwerpunkthema („FSB saniert städtischen Haushalt anstatt Wohnungen“), Stadt-für-Alle-Nachrichten aus Freiburg und der Welt, sowie ein fortlaufendes Glossar zu wohnpolitisch relevanten Begriffen.
Die Begriffserklärungen werdet ihr gesammelt auch auf der RaS-Homepage finden unter „Stadtpolitik von A bis Z“ (im Aufbau).
Viel Spaß beim Lesen wünscht die „Stadt für Alle?! “ – Redaktion!
Juli 03 2012
STADT-FÜR-ALLE-NACHRICHTEN (05/06 – 2012)
MIETRECHTÄNDERUNGEN
Die Bundesregierung hat am 23. Mai das Mietrechtsänderungsgesetz auf den Weg gebracht. Das Gesetz bedeutet laut ersten Analysen vor allem eine Stärkung der VermieterInnen. So soll bspw. bei energetischen Modernisierungen für bis zu drei Monate keine Mietminderung mehr möglich sein und die Begründungsanforderungen für Modernisierungsmaßnahmen werden gesenkt. Auch fristlose Kündigungen und Räumungen sollen in einigen Punkten erleichtert werden; u.a. um gegen das Schreckgespenst „Mietnomaden“ vorzugehen. Was an diesem medial verbreiteten Problem von Mietprellern tatsächlich dran ist, lässt sich bisher aber wissenschaftlich-statistisch nicht belegen. Das Mietrechtsänderungsgesetz wird nun als nächste Instanz in die parlamentarische Lesung gehen. (RaS) Weiterlesen
Juli 03 2012
FSB saniert städtischen Haushalt anstatt Wohnungen
Noch 2006 wollte die Mehrheit im Gemeinderat die Freiburger Stadtbau (FSB) komplett verkaufen. Nach dem ablehnenden Bürgerentscheid war dies für 3 Jahre nicht möglich, aber aus der Not hat die Stadt offenbar eine Tugend gemacht. Und so scheint die FSB seither eine neue Funktion zu erfüllen, indem sie zu einer Art „Schweizer Taschenmesser“ für Finanzprobleme der Stadt geworden ist. Mit den Mieteinnahmen der FSB werden nämlich immer wieder Finanzlücken im städtischen Haushalt überbrückt und gestopft. Wenn die FSB Investitionsprojekte der Stadt übernimmt, bedeutet das, dass mit den Mieten der FSB-(Sozial)-MieterInnen allgemeine Aufgaben der Stadt finanziert werden. Solidarprinzip mal anders! Diese Umverteilung von unten nach oben, die vollkommen am Sozialauftrag der FSB (oder dem, was davon noch übrig geblieben ist) vorbeigeht, wollen wir im Folgenden an einigen Beispielen darstellen. Weiterlesen
Juni 28 2012
Gentrifizierung in Freiburg – Der geplante Verkauf der ALW Wohnungen an die FSB
Die Stadt Freiburg ist wieder mal dabei Wohnungen, neben dem sog. „Streubesitz“, im großen Paket zu verkaufen. Dieses Mal sollen knapp 1000 Wohnungen des Amtes für Liegenschaften und Wohnungswesen (ALW) an die Freiburger Stadtbau GmbH (FSB) „übertragen“ werden.
Wie so oft bei diesen Deals bleiben die Interessen der MieterInnen zweitrangig und die der Haushaltskonsolidierung im Mittelpunkt. Weiterlesen